Im nächsten Abschnitt der Reise machen wir uns auf dem Weg zum Chuwsgulsee (oder auch Khuvsgulsee, Chöwsgulsee, Hovsgolsee…usw.). Da wir ein paar Nächte bleiben würden, und mal nicht in den Bus steigen, fühlt sich das an wie ein Mini-Urlaub im Urlaub. Falls wir die Möglichkeit haben würden einen Schamanen zu besuchen wäre das auch in dieser Gegend. Ein Besuch bei den Tsaatan, das sind Rentiernomaden, stand auch auf dem Reiseplan. Aber erstmal wieder eine unbequeme Strecke im Bus…
Uran Uul und seine Blumenpracht
Obwohl ich nicht so gut geschlafen hatte war der Morgen so wunderbar frisch und schön, das ich trotzdem kein Problem hatte aus dem Bett zu kommen. Nach dem Frühstück ging es dann um 8.00Uhr los mit dem Bus. Zuerst zum Vulkan Uraan Uul für die Wanderung die wir wegen Gewitter am Tag vorher nicht mehr geschafft haben (siehe auch: Fifty shades of green: erste Begegnung mit der Mongolei ). Das Wetter war jetzt auch ein bisschen unbeständig, aber geregnet hat es noch nicht.
Der Weg hoch war nicht lang, aber ziemlich steil. Ich war sehr froh, dass ich vernünftige Wanderschuhe hatte weil der Boden durch den Regen doch recht glatt war. Als wir aber alle heil oben angekommen waren gab es einen tollen Blick in den alten Krater hinein…jetzt nur noch Wiese und Pflanzen… Auf der Umrundung des Kraters (dauert alles gar nicht so lange) haben wir viele hübsche Blumen entdeckt. Außerdem kann man unglaublich weit sehen, nur Berge und Gras…soweit das Auge reicht… Durch diese großartige Aussicht sahen wir auch die nächste Gewitterwolke kommen. Deswegen haben wir auf den Weg runter ein bisschen Tempo gemacht. Abgesehen von ein bisschen Regen haben wir es rechtzeitig zurück zum Bus geschafft.
Wir fuhren auf der anderen Seite vom Vulkan weiter nach Murun. Da es da erstmal keinen richtigen Weg gibt war es sehr holprig und unbequem. Als wir dann wieder auf einer geteerten Straße fuhren war es wesentlich weniger anstrengend und kamen wir auch schneller voran.
In Murun haben wir Mittagspause gemacht bei Jargalan, ein Restaurant was damals noch relativ schick aussah, mittlerweile aber offenbar umgebaut ist zum Restaurant/Pub. Damals war das essen zwar nicht typisch mongolisch (ich hatte Spaghetti mit Pilze, sehr lecker) aber es gab ein Riesenfernseher wo dauernd mongolische Pferderennen lief. Und es gab sehr schöne, saubere Toiletten! Immer eine Freude auf so eine Reise…
Murun Im Restaurant
Nach dem Essen konnten wir ein paar Einkäufe im Supermarkt machen. Wir haben nur Tee und löslichen Kaffee gekauft, und Mandarinen 🙂 Wir hatten noch eine ordentliche Strecke vor uns. Teils Asphalt, aber am Schluss dann auch noch eine ziemlich lange Strecke Piste. Auf dem Weg haben wir aber schon die ersten Kamele gesehen!
Gemütlichkeit im Camp am Chuwsgulsee
Als wir am See ankamen war ich zuerst erstaunt wie touristisch das da ist… Das war aber nur am Anfang richtig schlimm (für mongolische Verhältnisse…), wir waren aber ein bisschen weiter an der Küste lang im Camp und da war es nicht mehr so voll. Man hat aber gemerkt das das eine Gegend ist wo sehr viele Mongolen ihren Urlaub verbringen. Ausländische Touristen haben wir da viel weniger gesehen.
Unsere Jurte war sehr groß und bequem. Auch die Duschanlage war sehr angenehm. Man hatte sogar eine richtige Kabine vor der Dusche damit man sich in ruhe ausziehen konnte und die Klamotten aufhängen. Die Toilette war sehr schön und modern. Aber…zu früh gefreut… Leider haben wir in dem Camp gelernt das auch moderne Anlagen wenig nützen wenn kein Wasser da ist… Das Aggregat was normalerweise Wasser aus dem Meer pumpt hat ein Großteil der Zeit einfach nicht funktioniert. Was sehr nervig war weil natürlich dann die Toiletten auch nicht funktionieren. Das hieß: Das ganze Gebäude wurde dann einfach geschlossen. Zum Glück gab es ein paar Meter weiter noch ein Plumpsklo. Aber ein richtig tolles… Nämlich mit normalen Toilettenschüssel, und sehr stabil. Nachts aber doch recht unbequem weil man eine kurze Strecke durch den Wald gehen mußte, Taschenlampe mit, und Treppe hoch..danach ist man dann wieder wach…
Das Abendessen war richtig gut und wir freuten uns schon auf das Essen in den nächsten Tagen… Am Abend merkte man auch schon das es schnell recht frisch wurde als die Sonne langsam unterging. Da wurden dann auch schon die ersten Öfen befeuert. Ich war froh dass wir das nicht selber machen mußten, sondern ein Mitarbeiter vom Camp herum ging und fragte ob man ein Feuer haben möchte.
Uns war noch gar nicht so kalt, aber wir waren so neugierig wie es in der Jurte sein würde mit dem Feuer… Wir waren überrascht wie schnell es warm wurde, und vor allem auch: wie warm es wurde…irgendwann saßen wir dann nur noch im T-shirt in der Jurte 🙂 Das war aber zum einschlafen wirklich kuschelig warm. Aber ich schätze, wenn der Winter kommt reicht so ein Feuer auch nicht mehr zum warm werden…
Spaziergang am Ufer
Am nächsten Tag konnte man wählen ob man mit auf einer Wanderung gehen wollte, oder lieber selber den Tag verbringen. Wir haben uns für einen ruhigen Tag am See entschieden. Die Tage davor fand ich doch recht anstrengend. Sowohl durch meinen Jetlag, und die vielen neue Eindrücke und dazu noch die unbequemen Fahrten an den man sich erstmal gewöhnen muß.
Als wir wach wurden hörten wir ein merkwürdiges Grunzen. Unserer Meinung nach direkt vor unsere Jurten Tür… Also ganz vorsichtig die Tür aufgemacht…da war aber nix. Ein paar Meter weiter am Ufer standen aber einige Yaks zusammen, und die erzeugten auch diese tiefen Töne. Als wir dann wussten was dieses Geräusch ist fanden wir es eigentlich sehr beruhigend 🙂
Das Wetter war wunderschön und wir sind dann erstmal ein paar Kilometer am Ufer lang gelaufen. Der Chuwsgulsee (auch ‘Mutter Meer’ genannt) hat ein paar beeindruckende Zahlen zu bieten. Er ist mehr als zwei Millionen Jahren alt, 136 km lang, 262m tief, 20 km breit, und 70% des Trinkwasservorkommens in der Mongolei.
Ich habe noch nie so kristallklares Wasser gesehen…man sieht teilweise den Boden als ob gar kein Wasser da wäre. Es ist wirklich wunderschön dort und ich bin sehr froh dass wir doch die längere Reise gebucht haben wo der Chuwsgulsee mit drin war. Das hätte ich nicht verpassen wollen… Ich könnte mir sogar vorstellen nochmal hin zu fahren und vielleicht mehrere Wanderungen in der Umgebung zu machen.
Wiedehopf
Nach dem Spaziergang sind wir dann zum Restaurant weil wir gerne einen Kaffee trinken wollten. Das wir nicht so einfach zu erklären weil die Mitarbeiter nur mongolisch sprachen. Wir hatten aber Glück da ein anderer Gast übersetzen konnte. Er war selber Mongole, aber hatte längere Zeit in Deutschland gewohnt. Wir haben unseren Kaffee bekommen und sogar noch eine Weile mit ihm geredet. Er machte, wie viele Mongolen seinen Sommerurlaub am Chuwsgulsee.
Baden im Chuwsgulsee
Da das Wasser mal wieder nicht funktionierte, also mit Duschen war nichts, und ich eh unbedingt im See baden wollte..war jetzt der richtige Zeitpunkt. Eigentlich bin ich überhaupt nicht der Typ draußen zu baden. Ich sehe gerne den Boden unter mir (was hier überhaupt kein Problem war), und erst ab ungefähr 28 C Wassertemperatur kann man mit mir darüber reden ob ich vielleicht reingehen möchte…(im Chuwsgulsee wird es an den untiefen Stellen am Ufer so 15C…).
Aber das Wasser war so wunderschön das ich wenigstens mal drin gewesen sein wollte. Am Anfang fand ich es sehr frisch..aber dann habe ich mich doch ein wenig dran gewöhnt. Es war eine tolle Erfahrung in so sauberem, und natürlichen Wasser zu baden… Leider war als wir da waren das Jetski sehr in Mode, ich hoffe das ist mittlerweile verboten. Es ist nicht nur laut, sondern stört auch einfach den Blick auf diesen wunderbaren leeren See wo es fast keine Boote gibt.
Als wir zurückkamen in das Camp funktionierte das Wasser wieder, also auf zur warmen Dusche bevor die anderen zurück sind und das warme Wasser wieder alle ist! …dachte ich… Aber das dauerte..und dauerte…bis ich dann doch kalt geduscht habe. Selbstverständlich gab es kurz nachdem ich fertig war warmes Wasser… Ob ich auf dieser Reise noch mal warmes Wasser zum Duschen erwische…?
Eine unruhige Nacht in der Jurte
Am Abend gab es wieder leckeres Essen und wir haben im Restaurant noch ein bisschen gelesen weil es draußen doch recht kalt war. An dem Tag war eine neue Gruppe angekommen, mongolische Jugendliche (wahrscheinlich eine Schulklasse), also wurde es ein bisschen lauter im Camp. Wir hatten den Eindruck das ordentlich Party gemacht wurde, aber außer das es ein bisschen lauter war hat uns das nicht gestört weil die Stimmung entspannt war. Als wir gerade schon eingeschlafen waren wurde unsere Jurten Tür aufgerissen, abschließen kann man die nicht…
Zwei Jugendliche kamen rein und meinten sie sind in ihre eigene Jurte. Unser kleiner, gleichzeitiger Schrei vor Schreck verwirrte die beiden ein wenig und sie guckten sich die Jurte nochmal genauer an, sahen dann aber wohl das nicht ihre Sachen in der Jurte sind und zogen wieder von dannen. Dasselbe Spiel wiederholte sich in der Nacht noch zweimal mit anderen Partygängern. Wir erschraken mittlerweile nicht mehr und murmelten nur noch im Halbschlaf: Get out, not your Tent!
Besuch bei den Rentiernomaden am Chuwsgulsee
Zum Frühstück gab es diesmal eine art Grießsuppe. Sehr lecker, und ein bisschen süß, aber schön zum Aufwärmen an einem kalten Morgen. Heute würden wir eine Nomadenfamilie besuchen die auf der anderen Seite vom See ihr Sommerquartier aufgebaut hatte. Mit einem kleinen Motorboot ging es rüber auf die andere Seite, das dauerte ungefähr 20 Minuten. Jeder musste eine Rettungsweste anziehen, ein sehr bunt gemischtes Sortiment. Besonders hübsch fand ich die Barbie Rettungsweste die unser Fahrer getragen hat 🙂 Bezaubernd war auch dass wir jetzt die Umgebung vom Wasser aus sehen konnten, ist wieder eine ganz andere Perspektive…
In der Gegend sind vor allem Rentiernomaden (Tsaatan) unterwegs. Leider war die Herde nicht im Camp sondern weiter weg unterwegs. Aber die Familie hatte ein Rentier da gelassen damit wir sie näher kennenlernen können. Sie lebten da im Sommercamp in einem Zelt statt Jurte. Sehr klein, aber es ist auch kaum was drin. Außer Platz zum schlafen, ein bisschen Zeug zum Kochen, ein bisschen Spielzeug und ein Telefon, gibt es nichts.
Geschenkideen für die Nomadenfamilien
Die Familie hatte eine kleine Tochter, 12 Monate alt. In der Mongolei findet die erste Geburt immer im Krankenhaus statt, danach kann man auch Zuhause entbinden. Das Telefon brauchen sie unter anderem damit sie Einkäufe bestellen können, die dann per Boot geliefert werden. Ein paar kleine Geschenke hatten wir natürlich mitgebracht. Es gibt viele Sachen worüber man sich freut. Für die Kinder Schulsachen, Bonbons, kleines Spielzeug. Für die Damen kleine Kosmetiksachen, für die Herren Feuerzeug oder Schnupftabak. Auch Vitamintabletten und Medikamente für den Alltag gegen Durchfall, Erkältung usw. werden gerne genommen.
Wir hatten auch ein bisschen Zeit die Umgebung vom Camp selber zu erkunden. Faszinierend fand ich das Rentierfell was auf dem Rasen gespannt lag. Es sah so aus als ob das ziemlich frisch gemacht worden war. Fleisch und Innereien hingen in eine Plastiktüte am Baum, mit entsprechend viele Fliegen drauf und drum herum. Offenbar haben die Mongolen einen stärkeren Magen als wir… Ich bin eigentlich gar nicht so empfindlich, aber das mongolische Essen machte mir dann irgendwann doch ein bisschen Probleme und ich war froh das ich eine entsprechende Reiseapotheke mitgebracht hatte…
Als wir zurück waren in unserem Camp gab es zum Mittag leckere Kartoffelsuppe. Danach haben wir uns ein bisschen hingelegt. Am Mittag wieder am Meer spazieren gegangen, das war diesmal ein bisschen staubig. Da es wieder kein Wasser gab im Camp haben wir unsere Füße im Meer abgespült…auch sehr nett.
Auf der anderen Seite vom Meer kamen Gewitterwolken in unsere Richtung. Wir haben da lange zugeguckt als sie vorbei zogen… Ein tolles Schauspiel mit dramatischen Wolken, Regenbogen, und besonderes Licht. Ich war trotzdem froh dass das Gewitter auf der anderen Seite blieb…Es war danach aber sehr gemütlich in unserer Jurte mit dem Kamin an, und ein Chinggis Wodka…Leider schon wieder die letzte Nacht am schönen See, bald geht es weiter zu den Hirschsteinen und Tsagaan Nuur. Ein Besuch beim Schamanen hat auch noch nicht geklappt…
Mehr Info zu den Rentiernomaden findet ihr bei: www.buntumdiewelt.de
Mongolei Reise Übersicht
- Teil 1: Ein Abenteuer in der Mongolei: 10 Tipps für Angsthasen
- Teil 2: Fifty shades of green: Erste Begegnung mit der Mongolei
- Teil 3: Kristallklares Wasser und Rentiernomaden am Chuwsgulsee
- Teil 4: Zum Tsagaan Nuur und Vulkan Khorgo auf lange Wege mit viel Regen
- Teil 5: Tsenkher heisse Quellen und Käferplage in Karakorum
- Teil 6: Kamele in der Wüste Gobi und die flammenden Klippen von Bayanzag
- Teil 7: Von Khongoryn Els und der Geierschlucht bis zum Kehlkopfgesang im ‚Tumen Ekh‘
Worthseeing meint
Danke für diesen schönen Bericht über eine Region in der Mongolei, die ich so noch gar nicht auf dem Radar hatte. Aber da die Mongolei – wie so viele andere Länder – noch auf meiner Bucketlist stehen, wird dieser schöne Ort schon mal im Hinterkopf behalten ;-).
verascholten meint
Das freut mich…Es ist die doch recht lange Anreise von Ulaanbaatar absolut wert…