Finde die besten Sehenswürdigkeiten in Plovdiv in 2 Tagen und praktische Tipps für die Reise. Entdecke gute Restaurants und finde raus wo es das beste Eis gibt!
Plovdiv: Planung und Fakten vorweg
Wie reist man in Bulgarien ohne Sprachkenntnisse?
Als wir uns 2018 für eine Bulgarienreise entschieden haben war unsere erste Frage: Wie machen wir das? Wir können die Sprache nicht und sind nicht so abenteuerlich veranlagt dann einfach loszulegen. Deswegen sind wir auf die Suche gegangen nach einer Reiseorganisation die geführte Rundreisen in Bulgarien anbietet. Obwohl es verschiedene Anbieter gab wurden wir nicht so recht fündig. Dann sind wir zufälligerweise über Odysseia-In Reisen gestolpert. Ursprünglich für Wanderreisen gegründet, bieten sie jetzt auch Bahnreisen oder Weintouren an.
Uns gefiel die beschriebene Bahnreise an sich schon sehr gut. Aber was uns noch mehr zusagte war die Tatsache das wir so ohne Gruppe reisen konnten. Alles wäre organisiert mit genaue Anweisungen wie, wo, wann usw. Im Ernstfall hatten wir auch eine Telefonnummer die wir anrufen konnten falls irgendwas schief läuft. Das war für uns ein beruhigende Idee und mit ein Grund uns für diese halbwegs individuelle Lösung zu entscheiden…
Eine Bahnreise durch Bulgarien nach Wunsch
Das stellte sich als perfekte Entscheidung raus… Wir nahmen die bestehende Bahnreise als Ausgangspunkt und modifizierten sie nach unseren Wünschen in Absprache mit Frau Yotova (die auch unsere Kontaktperson während der Reise war). Hier ein Tag länger bleiben, da gar nicht hin aber dafür unbedingt jenes Dorf besuchen. Alles kein Problem, und Frau Yotova war auch bei der Vorbereitung eine große Hilfe herauszufinden was für unsere Bedürfnisse das Richtige wäre. Letztendlich hatten wir eine schöne 16-tägige Reise zusammengestellt. Aber wie das manchmal so ist im Leben: es kam anders als geplant. Aus familiären Gründen konnten wir erst später fliegen und so war die Reise auf einmal auf 10 Tage geschrumpft. Wir waren sehr dankbar für die Flexibilität mit der die Reise angepasst wurde (den Flug hatten wir nicht über Odysseia-In gebucht und mussten wir also selber ändern). Den fehlenden Teil der Reise möchten wir gerne irgendwann nachholen…
Fliegen ab Berlin Schönefeld
Am 3.August 2018 flogen wir dann ab Berlin Schönefeld nach Sofia. Wir hatten die Nacht davor schon in Berlin übernachtet und brauchten für die Fahrt zum Flughafen ungefähr genauso lange (ein bisschen mehr als eine Stunde) wie in der Schlange vor dem Schalter bei Ryanair… Diese Warterei überall am Flughafen ist mit ein Grund weswegen ich eigentlich gar nicht so gerne fliege. Nur fällt die Entscheidung oft zugunsten vom Flugzeug aus weil es trotzdem oft wesentlich schneller ist und günstiger auch. Wäre die Bahn zuverlässiger würde ich mich öfter dafür entscheiden…
Da der Flug auch noch 40 Minuten Verspätung hatte kamen wir etwas später als geplant in Sofia an. Da wartete Frau Yotova schon auf uns mit allen Unterlagen die wir für die Reise brauchen würden und erklärte uns den Ablauf. Danach schickte sie uns los mit unserem Fahrer nach Plovdiv weil wir dort beginnen wollten.
Die Fahrt nach Plovdiv
Die Fahrt dauerte ungefähr 1,5 Stunden und war bequem. Der Fahrer kam netterweise kurz mit rein zur Rezeption damit er sicher sein konnte das alles in Ordnung war mit der Buchung. An der Rezeption im Hotel Ego sprach man englisch, was für uns sehr praktisch war. Nicht nur weil es das Einchecken vereinfachte, sondern auch weil wir direkt nach einer Restaurantempfehlung fragen konnten.
Hotel Ego
Das Hotel Ego liegt ungefähr 1km von den meisten Sehenswürdigkeiten in Plovdiv. Zu Fuß kommt man gut überall hin. Vor dem Hotel liegt eine vielbefahrene Straße, es kann mit offenem Fenster also laut werden. Es hat uns aber nicht so gestört da es eine Klimaanlage gab und man die Fenster nachts zu lassen konnte. Unser Zimmer war relativ basic aber sauber und großzügig. Das Frühstück war in Ordnung. Es gab Wurst und Käse, Marmelade, Oliven, bulgarische Banitza, und leckeren bulgarischen Joghurt. Kaffee und Tee mußte man am Tresen bestellen. Ich hatte den Eindruck das es viele bulgarische Hotelgäste gab.
Es war schon relativ spät, aber da wir noch keine richtige Mahlzeit hatten sind wir noch einmal vor die Tür gegangen. Direkt vor dem Hotel ist ein bulgarisches Restaurant wo wir direkt ein lauschiges Plätzchen auf der Terrasse fanden. Das Restaurant ist traditionell bulgarisch und rustikal. Das Personal spricht nur bulgarisch, aber sie waren sehr bemüht zu erklären was was ist damit wir bekommen was uns schmeckt. Das Essen war sehr gut und frisch und auch der Traminer den wir getrunken haben schmeckte.
Stichwort Plovdiv
- gebaut auf 6 Hügeln
- 350.000 Einwohnern
- Thraker Siedlung seit 2.Jahrhundert v.Chr. (Nebet Tepe)
- Zweitgrößte Stadt Bulgariens
- Stadtteil Kapana war 500 Jahre lang das Herz der Stadt
- Am Fuß der Rhodopen
- Währung ist Leva (lv)
- 2 lv ist ungefähr 1 Euro
- Mit dem Kopfsteinpflaster ist nicht zu spaßen: Bequeme Schuhe!
Plovdiv Highlights Tag 1
Riesenspaß beim Retro Photo Plovdiv
Zuerst sind wir ein bisschen rum spaziert um einen ersten Eindruck zu bekommen. Dann haben wir uns erstmal ein Tourivergnügen gegönnt wo ich normalerweise gar nicht geneigt wäre, aber es sah einfach so lustig aus: Fototermin in bulgarischer Tracht. Eigentlich bin ich überhaupt nicht gerne auf Fotos und schon mal gar nicht wenn es posiert sein soll. Aber wir wollten die Möglichkeit in traditioneller (echt historische) bulgarischer Kleidung fotografiert zu werden nicht verpassen.
Man kann bei Retro Photo Plovdiv aus verschiedenen Kleidern usw. wählen, ebenso Requisite. Die Fotografin hilft auch bei der Auswahl und beim Posen. Das hat wahnsinnig Spaß gemacht. Direkt danach kann man aussuchen welche Fotos gedruckt werden sollen und 20 Minuten später holt man es dann ab. Die übrigen Fotos bekommt man später digital per Mail zugeschickt. Die Fotos sind sehr lustig geworden und eine schöne Erinnerung an unsere Reise.
Man zahlt für ein Photoshoot bei Retro Photo Plovdiv 10 lv pro Person. Es werden 10 bis 15 Fotos gemacht die man alle digital per Mail bekommt. Nachher kann man wählen welche und wieviele wirklich gedruckt werden sollen, in retrostyle mit einem schönen Rahmen/Passepartout. Für jedes kleine Foto zahlt man 10 lv extra, für jedes große Foto 20 lv extra. Das war den Spaß absolut wert!
einmal Retro einmal ‚Normal‘
Mittagessen bei ‘Rahat Tepe’
Danach war es Zeit was zu essen. Deswegen sind wir ein bisschen weiter die Straße hochgegangen zu ‘Rahat Tepe’. Eigentlich war es ein bisschen früh zum Mittagessen, deswegen war sonst keiner auf der Terrasse. Die Terrasse ist groß, aber es gibt nur ein paar Tische wo man die tolle Aussicht über die Stadt geniessen kann. Wir hatten Glück da wir freie Wahl hatten. Am Abend ist wohl ist es wohl nicht so einfach… Das Essen war gut, die Bedienung freundlich, alles prima.
Nebet Tepe
Nach dem Essen sind wir die letzten paar Meter zu Nebet Tepe gelaufen (Tepe heisst Hügel auf Türkisch…wohl ein Überbleibsel aus der osmanischen Zeit). Hier kann man die ältesten Siedlungsreste von Plovdiv bewundern. Ziemlich beeindruckend, obwohl es eigentlich nur noch aussieht wie eine Steinsammlung. Trotzdem seltsam das man einfach so rumkraxeln kann… Um die Mittagszeit ist es oben sehr heiß weil es gar keinen Schatten gibt. Man hat eine großartige Aussicht über die Stadt und kann da auch die anderen Hügeln gut erkennen.
Die Kirche St.Konstantin und Elena und das Ikonenmuseum
Die wohl meistbesuchte Kirche in Plovdiv ist diese kleine orthodoxe Kirche direkt neben dem Hisar Kapiya (schon in Römerzeiten stand da ein Stadttor). Im 3.Jahrhundert wurde da eine Kirche gebaut. Während der osmanischen Besatzung war nur noch eine baufällige Holzkirche übrig. Anfang des 19.Jahrhunderts wurde die Kirche in ihre heutige Form gebaut. Die Kirche ist nicht sehr groß, aber hat wunderschöne Holzschnitzereien und Ikonen. Fotografieren ist in Bulgarien in Kirchen meistens nicht erlaubt.
Im Innenhof von der Kirche ist das Ikonenmuseum. Das Museum ist recht klein, im Grunde nur ein großer Raum. Aber die Ikonen die es gibt sind beeindruckend. Man braucht nicht lange, aber man sollte es trotzdem nicht verpassen. Eintritt kostet 4lv. Montags hat das Museum zu.
Zu Besuch bei Milio
Danach gingen wir noch weiter runter zurück zur Fußgängerzone. Ein bisschen Geschäfte gucken auf dem Weg zum Rathaus. Automatisch kommt man dann auch an der Statue von Milio vorbei. Er war eine markante Persönlichkeit in Plovdiv. Laut Geschichte wußte er immer über jeden Tratsch Bescheid. Wenn du ihm jetzt dein Wunsch ins Ohr flüsterst…könnte es sein das dein Wunsch erfüllt wird…
Rose of Bulgaria
Quer gegenüber von Milio, ungefähr 30 m weiter findet man einen Laden mit Rosenkosmetik, Rose of Bulgaria von Biofresh. Bulgarien liefert 70% der weltweiten Produktion von Rosenöl. Im Tal der Rosen wird die Damaszener-Rose angebaut. Gepflückt werden sie von Mai bis Juni, das ist bestimmt auch eine besondere Zeit sich die Gegend an zu gucken… Rosenöl ist eines der teuersten ätherischen Öle. Man braucht ungefähr drei Tonnen Blüten für 1 Liter Rosenöl.
Die Rosenprodukte die man in Bulgarien kaufen kann sind häufig von guter Qualität. Wir sind schon lange Fans von Kosmetikprodukten von Biofresh. Der Name ist ein bisschen verwirrend, weil soweit ich auf der Website sehen kann ist nur eine Linie wirklich biologisch. Aber die anderen Produkte sind vielleicht nicht Bio, aber sehr gute Qualität. Wir hatten schon verschiedene Gesichtscremes, Bodylotion, Lippenpflege usw. Besonders beliebt ist das Eye Contour Serum was die Augen schön kühlt. Sowohl schön als Mitbringsel, wie auch als Souvenir für einen selber…Man findet die Produkte häufiger auch in anderen Läden, aber die Auswahl ist im eigenen Laden natürlich am größten. Es gibt Filialen in Plovdiv, Sofia, Varna, Burgas und Veliko Tarnovo.
Pizza Verdi am Park
Am Abend haben wir was gegessen bei Pizza Verdi. Wir wollten eigentlich gar nicht unbedingt italienisch essen, aber es war nah am Zar Simeon Park, wo wir später noch hin wollten. Und natürlich kann ein Restaurant was Verdi heißt nicht ganz falsch sein wenn man Oper mag… Die Terrasse war großzügig und gut belegt. Direkt nebenan gab es einen Spielplatz, deswegen waren auch viele Familien da. Das Essen war gut. Die Bedienung war freundlich aber nicht so schnell. Wir mussten lange warten. Das hätte uns an sich noch nicht so gestört, nur wurde es jetzt ein bisschen knapp mit dem zweiten Programmpunkt.
Die singenden Fontänen im Zar Simeon Park
Wir wollten nämlich noch zu den singenden Fontänen. Das war zwar direkt gegenüber im Park, wir wußten aber nicht genau wo. Es war aber nicht schwer zu finden…da wo alle hin wollen…
Jeden Donnerstag, Freitag und Samstag um 21.00Uhr gibt es ein Fontänen Spiel mit Musik und Licht. Bei der Musik waren wir uns nicht ganz sicher ob das die Musik ist die dazu gehört, oder einfach laute Musik herüber wehte vom hinter den Fontänen liegenden Restaurant/Bar… Nichtsdestotrotz war es eine tolle Stimmung, es waren viele Bulgaren da die einfach den warmen Sommerabend im Park geniessen. Da auch die kleinen Kinder in Bulgarien noch spät wach sind, waren da ganze Familien im Park. Kleine Kinder, Teenies, Erwachsene die durch die Fontänen rennen und einfach Spaß haben. Die Fontänen und das Licht sind ziemlich toll, an der Musik kann man noch arbeiten… Da das einfach im öffentlichen Park ist zahlt man keinen Eintritt und kann kommen und gehen wann man möchte…
Eine Kombikarte für 5 Sehenswürdigkeiten in Plovdiv
Am nächsten Tag sind wir zuerst zur Dschumaja-Moschee gelaufen, ein Überbleibsel der Osmanischen Besatzungszeit in Bulgarien. Sie wurde Anfang 15.Jahrhundert gebaut. Man kann richtig rein (es gibt Gewänder und Kopftücher beim Eingang), aber wir haben uns begnügt mit einem schnellen Blick durch die Tür.
Gegenüber ist die Touristeninformation, da haben wir für den Tag eine Kombikarte gekauft. Wir haben uns entschieden für die Variante: 5 Sehenswürdigkeiten und die 3D-Projektion im römischen Stadion. Das hat 19lv pro Person gekostet. Aus welchen Sehenswürdigkeiten man wählen kann und welche Varianten es noch gibt findet ihr hier.
Sveti Bogoroditsa Kirche
Auf dem Weg zum ersten Ziel sind wir in die Sveta Bogoroditsa Kirche gegangen. Eine sehr schöne, recht helle Kirche. Nicht so Goldschmuck überladen wie sonst öfter bei Orthodoxe Kirchen der Fall ist. Auch da durfte man eigentlich nicht fotografieren. Aber als wir drei Kerzen gekauft haben, durften wir auf einmal doch. Die Dame die zum überprüfen da war wollte dann unbedingt ein Foto für uns machen wo wir oben auf der Kanzel waren… Ein wenig seltsam, aber wenigstens habe ich jetzt ein paar Fotos vom Innenraum…
Amphitheater mit Aussicht
Als erstes haben wir das Amphitheater besucht. Es wurde wahrscheinlich ungefähr 100 nach Christus erbaut in der Zeit wo Kaiser Trajan herrschte. Es ist erstaunlich viel erhalten geblieben, wurde aber erst wieder entdeckt nach einem Erdrutsch. Ab 1968 wurde es nach und nach ausgegraben. Jetzt kann man dieses tolle Bauwerk in seiner ganzen Pracht genießen. Nicht nur als Museumsbesuch, sondern auch wirklich live. Es gibt im Sommer regelmäßig Vorstellungen, von Oper über Theater bis Folklore. Leider war genau in den Tagen das wir da waren Pause. Ich hätte sehr gerne eine Vorstellung gesehen. Man sieht hinter der Bühne die Stadt liegen, und dahinter hat man einen tollen Ausblick auf den Rhodopen.
Zlatyu Boyadzhiev Galerie
Danach haben wir die Zlatyu Boyadzhiev Galerie besucht. Er war ein bulgarischer Maler der von 1903 bis 1976 lebte. Er studierte zwar in Sofia, aber die meisten Bilder stellen Plovdiv oder Dörfer in der Umgebung dar, seine Heimat. Die Porträts die er gemalt hat haben mir am besten gefallen. Die Galerie besitzt die größte Sammlung seiner Bilder. Interessant ist wie sein Stil sich verändert hat über die Jahre. Vor allem die Zeit vor seinem Schlaganfall, er war erst 48 Jahre alt, und die Zeit danach.
Bar Konushnite: Eine ruhige Oase in der Stadt
Nachdem wir eine Weile in der Galerie verbracht hatten war es Zeit für ein Päuschen. Wir sind direkt um die Ecke fündig geworden bei Konushnite (zur Facebookseite). Eine Riesenterrasse unter Bäumen. Eigentlich ist es eher eine Bar, wahrscheinlich ist es abends rappelvoll. Als wir da waren an einem schönen Sonntagmorgen war es sehr ruhig und konnte man gut die Sonntagsstimmung geniessen. Es gab auch eine Bühne, und wenn ich die Facebook Seite so sehe sind da regelmäßig Konzerte.
Das Ethnografische Museum
Ein paar Schritte weiter ist das Ethnografische Museum. Schon alleine das Haus selber ist sehr schön. Es wurde 1847 für ein Händler aus Plovdiv gebaut. Es wurde sehr schön renoviert und seit 1949 befindet sich das ethnografische Museum da. Die Kollektion ist sehr interessant und nimmt einen mit durch Bulgariens Kulturgeschichte. Möbel, Kleidung, Arbeitswerkzeuge, Traditionen, Musikinstrumente und andere Sachen wodurch man einen guten Überblick bekommt wie es in Bulgarien war und teilweise noch ist. Vergiss nicht in jedem Raum auch mal hoch zu schauen, die Holzdecken sind wirklich ein Traum…
Das Balabanov Haus
Auch dieses Haus wurde gebaut von einem reichen Händler. Leider wurde es 1935 abgerissen weil es in einem sehr schlechten Zustand war. 1976-1979 wurde es wiederaufgebaut nach den alten Plänen. Auch hier findet man wunderschöne Holzdecken und Möbel. Im Erdgeschoss ist eine kleine Kunstgalerie mit interessanten Werken. Leider gibt es sehr wenig Information dazu (nicht mal auf bulgarisch), oft nicht mal den Titel oder Maler. Man braucht nicht lange für das Haus, aber es ist trotzdem interessant.
Mein Favorit: Das Hindlyanhaus
Noch ein paar Schritte weiter ist das Hindlyanhaus. Wiederum ein Wiedergeburtshaus, wie das Balabanov Haus auch. Die Wiedergeburtszeit ist in Bulgarien die Periode wo Bulgarien sich langsam sozial und ökonomisch selbstständig gemacht hat vom osmanischen Reich. Angefangen im späten 18.Jahrhundert bis 1878 das Fürstentum Bulgarien gegründet wurde. Weil Russland die Bulgaren unterstützt hat im Kampf gegen die Osmanen ist die Verbindung zu Russland immer noch eng. Man sieht auch an der Schwarzmeerküste überdurchschnittlich viele russische Touristen die teilweise auch eigene Wohnungen da haben.
Das Haus ist mein absolutes Lieblings Haus in Plovdiv. Es ist nicht nur repräsentativ, sondern fühlt sich wie ein richtiges Wohnhaus an. Die Wandmalerei und andere Deko Elemente sind vom feinsten und auch in Sachen Haustechnik war das Haus in der damaligen Zeit bestimmt kaum zu überbieten. Im Bad gab es zum Beispiel schon kalt und warm fließendes Wasser. Sogar eine Fußbodenheizung war durch ein kluges Luftsystem schon vorhanden. Was am meisten bezaubert ist aber das hübsche Wohn/Empfangszimmer…. Da gibt es einen Hahn wo richtiges Rosenwasser rauskommt…
Es gab damals leider nur Informationen auf Bulgarisch. Die Dame bei der Kartenkontrolle war aber sehr nett und sprach gut englisch. Sie war sehr bemüht uns alles mögliche zu erzählen.
Ein schöner Bericht über das Hindlyan Haus gibt es bei: www.travelcontinent.at
Römische Stadion von Philippopolis in 3D
Neben der Dschumaja-Moschee liegt das alte römische Stadion von Philippolis (so hiess Plovdiv damals noch). Einen kleinen Rest kann man sich angucken. Es liegt ein ein bisschen unter Straßenniveau und man kann auch von oben schon was sehen. Eintritt ist frei, nur für den 3D-Film muß man was zahlen (das war bei uns im Kombiticket mit drin). Der Film selber war mehr unterhaltsam und belustigend als informativ und beeindruckend… Die Qualität von der Computeranimation war nicht doll und auch vernünftige Information über das Stadion war nicht so üppig. Aber man bekommt trotzdem ein bisschen einen Eindruck wie es früher ausgesehen hat. Vor allem weil nur ein sehr kleiner Teil sichtbar ist, ursprünglich war das Stadion insgesamt 240 m lang und 50 m breit…
Restaurant Arena
Mittlerweile war es Zeit für eine Pause und wir haben uns direkt neben dem Stadion auf die Terrasse von Restaurant Arena gesetzt. Das Essen war in Ordnung, die Bedienung sehr freundlich aber unorganisiert. Die bestellten Pommes mit Käse haben wir trotz mehrmals nachfragen nie bekommen. Als wir dann zahlen wollten dauerte es ewig bis tatsächlich jemand mit der Rechnung kam… Wir sind da eigentlich recht entspannt drauf, aber da haben wir wirklich viel Zeit verloren mit warten. Wenn man an dem Tag noch irgendwas unternehmen möchte ist Arena also nicht gerade das Richtige… Eigentlich wollten wir uns noch die kleine Basilika angucken, aber dafür reichte die Zeit dann nicht mehr da die um 18.00Uhr zumachen.
Lebendiges Kapana
Deswegen sind wir noch ein bisschen spazieren gegangen im Kapanaviertel. Haben uns die tollen Wandmalereien angeguckt. Haben uns mal wieder hingesetzt und eine hausgemachte Limonade getrunken. Einfach eine sehr nette, entspannte Ecke um den Tag ausklingen zu lassen. Kapana war Jahrhundertelang das Zentrum der Stadt mit vielen Werktstätten. Es gibt soviele Gassen das man leicht den Weg verliert. Das macht aber nichts, man entdeckt immer wieder was interessantes. Heutzutage findet man in Kapana viele Künstler, Bars, Restaurants, Veranstaltungsräume, viel Leben also!
Gelato Leonardo
Am Rande von Kapana, 200 m von der Dschumaja-Moschee, findet ihr das Gelato Leonardo. Da gibt es Eis nach italienischer Tradition. Ich war leider selber noch nicht da, aber meine Bulgarische Freundin sagte mir dass es das beste Eis von Plovdiv ist. Bei einem nächsten Besuch werde ich das mit Sicherheit testen!
Wir sind dann noch weiter an der Imaret-Moschee Richtung Fluss weitergelaufen. Da kamen wir zufälligerweise genau bei der ‘Shoppingbrücke’ raus. Ein bisschen Ponte Vecchio in modern… Die Geschäfte hatten leider schon zu. Aber es war interessant zu sehen wie der Gothicpiercingtattooladen und Omi’s Schuhladen friedlich nebeneinander bestehen können…
Zum Abschluss unserer Tage in Plovdiv haben wir nochmal im Restaurant neben dem Hotel gegessen. Da haben wir dann auch endlich den Pommes mit Käse bekommen!
Weiter geht es mit der Schmalspurbahn durch die Rhodopen
Ausflug Batschkovo Kloster
Leider haben wir es diesmal nicht zum Batschkovo Kloster geschafft weil unsere Reise abgekürzt werden musste. Ich war aber vor ein paar Jahren schon da und das ist ein Ausflug der sich lohnt. Schon die Fahrt dahin fand ich sehr schön weil man den Anfang von den Rhodopen erlebt. Mit dem Bus braucht man so 40 Minuten. Es gibt aber auch geführte Touren die man bei Tripadvisor oder Viator buchen kann, die sind natürlich wesentlich teurer…
Das Batschkovo Kloster ist zwar das zweitgrößte in Bulgarien, gibt sich aber intimer als das Rila Kloster. Auch hier leben noch Mönche. Das Kloster wurde 1083 gegründet, zwischendurch sogar aufgehoben 100 Jahre lang, aber 1600 wiedergegründet.
Man kann sich verschiedene Teile vom Kloster angucken. Was mich am meisten beeindruckt hat war die Atmosphäre im Innenraum, sehr dunkel aber besonders mit dem Kerzenlicht und Ikonen. Ein Museum gibt es auch, aber Kirchenschätze interessieren mich meistens nicht so sehr. Da das Kloster sowohl bei Bulgaren als auch bei ausländischen Touristen sehr beliebt ist kann es voll werden…
Unten am Weg, bevor man zum Kloster hochläuft, gibt es viele Verkaufsstände mit allen möglichen Sachen. Viele interessante Teesorten die in den Bergen gepflückt werden, Bulgarischer Honig (nicht nur lecker, sondern auch günstig…), viel Keramik (die Schälchen die wir in Bulgarien gekauft haben benutzen wir oft), und andere Souvenirs.
Wenn man es so legen kann das man zum Mittagessen fertig ist mit der Besichtigung sollte man unten am Weg was essen gehen bei Djamoura. Das Restaurant liegt zwar direkt an der Straße, aber davon merkt man nicht soviel. Es liegt aber auf der anderen Seite auch direkt am Fluss, und das ist großartig…Das Essen ist wirklich gut, günstig, und man sitzt schön im Schatten wo ab und zu eine leichte Brise vom Fluss rüber weht…sehr angenehm im August…
Plovdiv City Card
Zum Schluss möchte ich noch den Plovdiv City Card erwähnen. Ich bin mir nicht sicher ob es den schon gab als wir in Plovdiv waren. Aber jetzt ist die Plovdiv City Card eine Alternative zum schon erwähnten Kombiticket… Ob sich die Plovdivcard lohnt hängt ein bisschen ab von was man sehen möchte, und ob man die andere Rabattmöglichkeiten benutzt. Beim Kombiticket und Plovdivcard sind unterschiedliche Sehenswürdigkeiten inkludiert. Am besten vergleichen und dann entscheiden.
Die Plovdivcard kostet für 24 Stunden 24 lv, für 72 Stunden 36 lv. Übrigens bekommt man bei Retro Photo mit dem Plovdivcard 10% Rabatt…
Bulgarien Reise
- Teil 1: Plovdiv: Tipps für diese bezaubernde Stadt
- Teil 2: Mit der Schmalspurbahn durch die Rhodopen
- Teil 3: Von Melnik zum großartigen Rila Kloster
- Teil 4: Sofia: Bulgariens unbekannte Hauptstadt
- Teil 5: Der kleine Nachbar von Varna: Sveti Konstantin
Roland Reppin meint
Hi, ich liebe Plovdiv und habe die Stadt selbst schon ein paar Mal besucht, letztmalig im Mai 2019 zu einem open air Festival an der Regattastrecke.
Gern möchte ich ein paar Dinge ergänzen: Zum ersten Kennenlernen der Stadt gibt es von Studenten geführte Touren. Sie nennen sich Plovdiv free tour und sind bei facbook zu finden. Die Touren sind peizipiell kostenfrei, allerdings verwehren sich die Führer nicht eines Trinkgeldes. Wir haben als Paar 10 Leva gegeben (ein halber Tageslohn).
Die Fußgängerzone von Plovdiv, dort befindet sich auch die Mosché und das Hippodrom, ist die längste in Europa, sie ist 400m länger als die von Heidelberg.
verascholten meint
Ah super, danke für die Ergänzungen!
Die Fußgängerzone ist tatsächlich sehr lang…das es die längste in Europa ist wußte ich nicht!
Open Air Festival klingt auch nett…