Obwohl ich nicht weit von Bad Bentheim aufgewachsen bin und als Kind auch schon mal da war hatte ich das als Reiseziel nie auf dem Plan. Nur durch Zufall waren wir mal für eine Stippvisite da. Das hat uns so gut gefallen das wir uns entschieden haben mal ein paar Tage hin zu fahren für eine kleine Auszeit. Mai 2018 waren wir drei Nächte da, was eigentlich zu kurz ist, aber für einen ersten Eindruck reicht es. Bad Bentheim ist vor allem gemütlich und übersichtlich, hat aber interessante Sehenswürdigkeiten und schöne Natur ringsherum die man gut mit Fahrrad oder zu Fuß erkunden kann.
Eine Grafschaft mit Thermalbad
Bad Bentheim ist eine Grafschaft in Niedersachsen, direkt an der niederländischen Grenze. Schon in 1050 erwähnt als ‚Binithem‘ ist Bad Bentheim mittlerweile ein Städtchen mit so 15.000 Einwohner. Ab 1711 entwickelte sich schon der Kurbetrieb, aber erst ab 1979 heißt es Bad Bentheim.
Übernachten im alten Wasserwerk
Als wir das erste mal da waren haben wir übernachtet in ‘Das alte Wasserwerk’, tatsächlich war da ab 1904 die Wasserversorgung für Bad Bentheim. Als das alte Wasserwerk nicht mehr gebraucht wurde, wurde es modernisiert und anfang der 1990er umgebaut zur Hotelpension. Die Zimmer sind recht einfach, aber es ist alles da was man braucht und sauber ist es auch. Wir hatten ein Zimmer mit einem großartigen Blick auf die Burg Bentheim. Das Frühstück war gut, und der Frühstücksraum war schön hell mit Blick auf den Garten. Die Zimmer sind günstig (Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 65 Euro die Nacht (Januar 2021) und zur Burg Bentheim sind es nur 10 Minuten zu Fuß.
Das ‘Kleine Auszeit’ Arrangement im Hotel Grossfeld
Als wir aber in Mai 2018 da waren wollten wir gerne noch ein bisschen zentraler wohnen, und vor allem auch: noch etwas komfortabler. Deswegen haben wir uns für das ‘Kleine Auszeit’ Arrangement von Hotel Grossfeld entschieden. Mitten im Zentrum, 200 m von Burg Bentheim…perfekt… Das Arrangement beinhaltet ein ruhiges Zimmer mit Balkon nach hinten, Halbpension, Schwimm- und Dampfbad Nutzung, und einige Gratis Getränke an bestimmten Zeiten, wie auch wahlweise noch extra Aktivitäten. Für genaue Angaben: Hotel Grossfeld. Das Arrangement gibt es von zwei bis fünf Nächten und der Preis ist absolut angemessen. Parken kann man auf dem Hauseigenen Parkplatz für 6,90 Euro pro Tag (Januar 2021)
Unser Zimmer war schön und ruhig. Beim Frühstücksbuffet und Abendbuffet hatte man viel Auswahl und es schmeckte gut. Das Personal war sehr freundlich, egal ob im Restaurant oder an der Rezeption. Wir hatten uns vor allem auf den Wellnessbereich gefreut. Der Innenpool hat als wir da waren leider sehr nach Chlor gerochen, deswegen haben wir den nicht benutzt. Der Außenpool und Whirlpool waren für unseren Geschmack ein bisschen zu kühl, aber ich mag mein Badewasser zugegebenermaßen wirklich warm (so ab 30C fühle ich mich wohl).
Wir waren trotzdem regelmäßig im Wasser und anschließend aufwärmen in der Sonne (direkt am Pool gibt es Sonnenliegen) . Drin gab es dann auch noch eine Solekabine und Erlebnisdusche. Ein neues Dampfbad gibt es jetzt auch noch… Das Hotel ist wirklich bequem genug es sich einfach da den ganzen Tag gut gehen zu lassen, aber das wäre schade weil Bad Bentheim auch einiges zu bieten hat.
Das Sandsteinmuseum
Eigentlich wollten wir ins Sandsteinmuseum, aber das hat immer am Montag zu. Das Museum ist nicht so groß, aber erzählt die Geschichte vom Bentheimer Sandstein. Das Bentheimer Gold wurde (und wird immer noch) nicht nur für den regionalen Gebrauch gebrochen, sondern auch der Königliche Palast in Amsterdam wurde aus Bentheimer Sandstein gebaut. Auch in Bad Bentheim selber findet man den Sandstein überall wieder. Natürlich als Pflasterstein, aber selbstverständlich wurde auch die Burg Bentheim mit Sandstein gebaut.
Ein kleiner Rundgang
Da das Wetter so schön war sind wir ein bisschen im Schlosspark spazieren gegangen. Es ist nicht sehr groß, aber man kann schön am Brunnen sitzen. Der Blick auf die Burg hoch auf den Felsen direkt über einem ist beeindruckend. Ab und zu weht der Duft von Rosen und Lavendel vom Beet neben der Bank rüber.
Direkt neben dem Schlosspark ist ein Stellplatz für Wohnmobile. Auf reisedurchmeinbuntesleben.de gibt es ein Bericht dazu… Auch ik Oktober ist Bad Bentheim ein Besuch wert…
Dann sind wir weitergelaufen zur der Kirche St.Johannes der Täufer. Man konnte zwar rein, aber nur durch die Tür, dann war ein Gitter. Eine schöne, helle Kirche, es lohnt sich mal reinzuschauen. Die nächste Kirche die wir uns angucken wollten war die evangelische. Leider hatte die nicht auf, aber draußen war es interessant sich die Grabsteine anzuschauen.
St.Johannes der Täufer
Die Nachtwächterrunde am Abend
Nach dem Essen haben wir uns noch aufgerafft und sind um 21.00 Uhr mit der Nachtwächterrunde mitgelaufen. Die Gruppe war ziemlich groß aber man konnte trotzdem gut folgen. Es wurde viel erzählt, manches war einfach nur lustig, manches wirklich interessant. Wir waren insgesamt mehr als eine Stunde unterwegs und mittlerweile war es wirklich dunkel. Mit der Bentheimer Gastkarte kostet die Nachtwächterführung nichts. Die Gastkarte hat noch ein paar Vorteile…
Die Gastkarte
Es gibt an bestimmten Tagen geführte Wander- und Radtouren wo man kostenlos teilnehmen kann. Für bestimmte Sehenswürdigkeiten oder auch das Thermalbad gibt es Rabatt mit der Gastkarte. Oder man kann für 2 Euro pro Strecke pro Person mit dem Bus zum Tierpark Nordhorn oder das Rock’n’Popmuseum in Gronau fahren. Im Rock’n’Popmuseum waren wir bei anderer Gelegenheit schon, das macht richtig Spaß ein bisschen durch die Popgeschichte zu laufen mit Kopfhörern. Die Gastkarte bekommt man umsonst wenn man in Bad Bentheim übernachtet.
Viel grün in der Erlebniswelt Emsflower
Am nächsten Tag haben wir in Ruhe gefrühstückt und haben uns dann erstmal für ein bisschen Entspannung draußen am Pool entschieden, da für Nachmittags Gewitter vorhergesagt war. Am Mittag sind wir dann zur ‘Erlebniswelt Emsflower’ in Emsbüren gefahren, ungefähr eine Viertelstunde mit dem Auto. Der Name klang für mich nicht so sympathisch, Erlebniswelt ist eher nicht so mein Ding… Aber es wurde mir schon von mehreren Leute empfohlen, deswegen wollten wir es uns doch mal angucken.
Pflanzen soweit das Auge reicht
Emsflower ist in Europa die größte Beetpflanzengärtnerei, mehr als 300 Millionen Pflanzen werden jedes Jahr verkauft. Neben den Produktionsräume, Gewächshäuser usw. gibt es ein Erlebniswelt für Besucher. Eintritt kostet 9,50 Euro (Januar 2021), nicht gerade ein Schnäppchen. Aber zugegebenermaßen bekommt man dafür auch einiges zu sehen. Es gibt am Anfang schon eine riesiges Restaurant/Cafe. Daraus lässt sich schließen wie voll es werden kann…Wir hatten sehr viel Glück, an dem Tag war nichts los. Ich schätze das hatte damit zu tun das es direkt nach Pfingsten war… Im Anschluss gibt es ein sehr schöner (überdachter) Spielplatz für Kinder. Dahinter fängt es dann an. Es gibt Einblicke in die Gewächshäuser mit unendlich vielen Blumen. Dann kommt ein Teil wo man zwischen den Gemüsepflanzen gehen kann. Es wird mit Schildern einiges erklärt und schon alleine der Duft der Tomatenpflanzen ist toll.
Im warmen Schmetterlingsgarten
Dann geht es rein in den Schmetterlingsgarten. Es ist natürlich recht warm und feucht da, aber wunderschön. Die Schmetterlinge sind teilweise wirklich beweglich und schlecht mit der Kamera einzufangen. Aber es ist toll die verschiedenen Sorten zu entdecken. Bei dem Schlupfkasten hatten wir Glück, da hat ein Mitarbeiter gerade die Tür aufgemacht damit ein Nachtfalter rausfliegen konnte (nachdem er kontrolliert hatte ob die Flügel schon trocken genug waren). Wir konnten so nicht nur den Schmetterling wirklich aus der Nähe sehen, sondern auch Fragen stellen. So unterschiedlich die Schmetterlinge sind, so unterschiedlich sind auch die Raupen und Puppen. Es gab sogar Raupen mit Stachel!
Als es uns zu warm wurde sind wir in den Gartenbereich gewechselt. Wunderbare Kakteen und Palmen, leider aber auch Vögel und andere Tiere. Das hat es zwar alles ein bisschen lebendiger gemacht, die Tiere taten mir aber trotzdem leid. Aber alles sehr schön gestaltet. Ich glaube das ganze ist sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene interessant.
Wir sind auch noch kurz in die Produktionsabteilung gegangen, aber die haben gerade Pause gemacht, da war leider nichts los. Normalerweise gibt es da wohl auch eine Menge zu sehen. Natürlich je nach Jahreszeit und was so ansteht… Insgesamt waren wir über drei Stunden da und haben noch nicht mal die Produktionsräume wirklich gesehen. Also sollte man besser ein bisschen Zeit einplanen. Wenn man gerne Gartensachen kauft nochmal extra, weil gegenüber den Erlebnisgarten gibt es von Emsflower ein gewaltig großes Gartencenter mit alles mögliche für den Garten.
Selbstfahrende Wägelchen…ein bisschen gruselig ist es schon…
Burg Bentheim
Am nächsten Tag haben wir uns dann Zeit genommen für Burg Bentheim. Vom Hotel aus wirklich ein Katzensprung. Schon alleine der Innenhof wo sich ein historischer Rosengarten befindet ist wunderschön. Nur ein kleiner Teil der Burg wird privat bewohnt.
In der Kronenburg befinden sich die ehemaligen Wohnräume und repräsentative Räume. Teilweise sind sie wirklich als Wohnraum eingerichtet, teilweise eher Ausstellungsraum. Schön sind sie alle, besonders das Treppenhaus hat mir sehr gut gefallen. Der Ernst-August-Salon ist sehr schön mit Wandvertäfelung und Holzkassettendecke ausgestattet. Hier finden manchmal standesamtliche Trauungen statt. Der Kronenburg ist eine Mischung aus verschiedene Stile. Nicht weil sich das über die Jahrhunderte so vermischt hat (um 1160 gibt es schon die Anfänge der Burg Bentheim), sondern weil als die Räume um 1900 neu gestaltet wurden die verschiedene Stile aufgegriffen und zusammengefügt wurden.
Der Pulverturm gehört zum ältesten Teil der Burg und war für die Verteidigung gedacht. Da wundert man sich nicht…Die Burg selber liegt schon höher als das Städtchen. Vom 30 m hohen Pulverturm hat man dann eine noch bessere Aussicht auf die Umgebung. Es lohnt sich also auf alle Fälle die steile Holztreppen hoch zu klettern wenn man den Überblick haben möchte.
Die Öffnungszeiten sind Saisonabhängig, am besten auf der Website nachschauen: Öffnungszeiten. Eintritt kostet 5 Euro (Januar 2021)
Bentheimer Moppen im Cafe Tietmeier
Da wir Halbpension im Hotel hatten haben wir das Restaurantangebot in Bad Bentheim nicht prüfen können. Aber zwei Sachen kann ich doch gerne empfehlen.
Als erstes das Cafe Tietmeier in der Schlossstraße, neben Burg Bentheim. Es gibt leckere Kuchen und Torten und freundliche Mitarbeiter. Man kann draußen sitzen, aber am besten die Tische direkt an der Straße ignorieren: Es gibt eine große Terrasse quasi im ersten Stock..da sitzt man viel ruhiger. Was man unbedingt kaufen sollte sind die Bentheimer Spezialität ‘Bentheimer Moppen’. Das ist ein Gebäck aus Buttermürbeteig mit verschiedenen Gewürze. Leckerrr…
Das zweite was man in Bad Bentheim probieren sollte ist Amérie, ein Münsterländer Aperitif, mit Himbeergeist und Walderdbeeren. Das wird mit Sekt gemischt, und schon hat man ein leckeres sommerliches Urlaubsgetränk. Ich bin eigentlich weder ein großer Sekt- noch ein Likörliebhaber, aber Amérie trinke ich gerne.
Fürs nächste mal…
Wir haben unsere Zeit in Bad Bentheim auch genutzt für ein bisschen Wellness und Entspannung. Deswegen haben wir in der kurzen Zeit auch nicht alles gemacht was wir uns sonst noch vorgenommen hatten. Uns fehlen noch ein paar Dinge die wir vielleicht irgendwann später man nachholen wollen.
- Museum am Herrenberg. Direkt gegenüber Burg Bentheim ist dieses kleine Museum mit einer Privatsammlung Malerei aus dem 17.Jahrhundert.
- Otto Pankokmuseum. Ein Museum das sich konzentriert auf Werke vom Maler und Grafiker Otto Pankok.
- Freilichtbühne Bad Bentheim. Die Freilichtbühne ist in einem alten Steinbruch für Bentheimer Sandstein gebaut worden. Es gibt über 1200 Plätze, seit 2011 teilweise überdacht. Ich würde gerne mal eine Vorstellung da sehen… In so einem alten Steinbruch ist das bestimmt eine besondere Atmosphäre.
- Bentheimer Mineraltherme. Soletherme finde ich sowieso sehr wohltuend. Auf 3000m2 gibt es drei Bäder, Saunen, Whirlpool, Ruhezonen. Im Saunagarten gibt es sogar ein Gradierwerk. Die Sole wird direkt neben der Mineraltherme gewonnen.
- Es gibt in der Umgebung wunderbare Fahrrad- und Wanderrouten. Zum Beispiel eine der verschiedene Rundtouren der Grafschafter-Fietsen-Tour. Da ich nicht so ein Fahrradfreund bin (ja, ich weiß, seltsam für eine Niederländerin…) wenn es regnet, kalt ist, oder viel Wind ist (also in Kiel ungefähr 320 Tage im Jahr…) lockt mich das Versprechen ‘Leichte Touren’ sehr.
Aber auch zu Fuß kann man die Umgebung gut erkunden. Vor allem das Gildehauser Venn ist ein besonderes Naturgebiet. Die gesamte Route ist sportliche 36,6 km, man kann aber auch in zwei Routen unterteilen. Erstaunlicherweise war ich zum letzten mal als Kind da. Obwohl es nicht weit von meiner Heimatstadt Enschede liegt.
Am südlichen Ende vom Gildehauser Venn liegt der Dreiländersee, da war ich schon mehrmals. Einen kurzen Spaziergang um den See (3km) und dann im Hotel/Restaurant Seeblick was essen. Sie haben eine schöne Terrasse. Wenn das Wetter mal nicht so schön ist gibt es einen großen Wintergarten mit Blick auf den See. Im Winter gibt es in der Mitte vom Restaurant ein Kamin, also gemütlich ist es da immer.
Direkt hinter dem Thermalbad in Bad Bentheim fängt der Kurpark an und anschließend der Bentheimer Wald, auch da kann man schön wandern. Ein Waldlehrpfad gibt auch noch ein bisschen Wissen mit auf den Weg.
Fazit
Bad Bentheim ist ein entspanntes Ziel für eine kleine Auszeit. Man kann sich einiges angucken, sowohl in Bad Bentheim selber als auch in der Umgebung. Radfahr- und Wanderwege gibt es zur Genüge. Wenn man noch ein bisschen weiter ausscheren möchte: Ausflüge nach Enschede, Nordhorn oder Gronau sind nah. Sogar nach Münster braucht man mit dem Auto nur eine Knappe Stunde. Im Winter (nach der Weihnachtszeit) finde ich es ein bisschen trostlos weil nicht viel los ist. Aber sonst ist wirklich jede Jahreszeit da schön und hat seinen eigenen Charme.
Leopold Müller meint
Danke für diesen Einblick in die Grafschaft Bad Bentheim. Interessant, dass es dort ein Sandsteinmuseum gibt, da dieser sehr berühmt ist und der Amsterdamer Palast daraus gebaut ist. Ich kann mir vorstellen, dort mal eine Ferienwohnung zu mieten und mir das Museum mal anzuschauen.
verascholten meint
Bad Bentheim und Umgebung ist sowieso sehr interessant… Sowohl die Geschichte als die Natur drum herum…